In seine Gemälde mischte er Sand, Zement, Marmorstaub, Leim. Er kratzte die Farbe so lange ab und trug sie wieder erneut auf, bis die Oberfläche wie schrundiges Mauerwerk wirkte. Tàpies hat sich Zeit seines Lebens intensiv mit den fernöstlichen Philosophien, Literatur und Musik auseinandergesetzt. Durch die Integration von einzelnen Buchstaben, Zeichen, Kreuzen, auch Gegenständen oder Kleidungsstücken schuf er eine primitivistische Material- und Zeichensprache. Seine Bilder wirken geheimnisvoll, meditativ. Auch entstanden Plastiken und ein umfangreiches druckgrafisches Œuvre. Er selbst bezeichnete sich nicht als abstrakten Künstler, sondern als Realist, der in seinen Arbeiten versuche, die Wirklichkeit begreifbar zu machen. Tàpies wuchs in einer bürgerlichen katalanischen Buchhändlerfamilie auf. Seine Produktion und seine unermüdliche künstlerische Karriere, die sich über mehr als sechs Jahrzehnte erstreckte, hatten ihren Ursprung in einem angespannten historischen Augenblick. Zwischen 1936 und 1939 durchlebte Spanien einen Bürgerkrieg, aus dem eine bis 1975 andauernde Diktatur hervorging.
Für Katalonien, einem Gebiet im Nordosten der Halbinsel, in dem eine andere Sprache gesprochen wird und in dem es kulturelle und historische Unterschiede gibt, bedeutete das neue politische Regime Einschränkungen bezüglich der Freiheiten. Für ihn und seine Familie, die sich während des gesellschaftspolitischen Konflikts aufseiten der Besiegten positioniert hatte, war es ein Wendepunkt, der sowohl den künstlerischen als auch den lebensgeschichtlichen Entwicklungsverlauf des jungen Antoni kennzeichnen würde. Seitdem beschäftigte er sich mit sozialen Kämpfen und sein Werk nahm einen anklagenden, kritischen Ton an, den er niemals aufgab. 1952 nimmt er erstmals an der Biennale in Venedig, 1953 an der in São Paulo und 1964 an der documenta in Kassel teil. 1953 hat er seine erste Einzelausstellung in einer amerikanischen Galerie, 1960 ist er in Gruppenausstellungen im MoMA und im Guggenheim Museum in New York vertreten. Es folgen schon bald die ersten großen Ausstellungen und Retrospektiven in wichtigen Museen weltweit.