Mariele Neudecker baut sich und uns Welten oder Weltansichten in Bildern, Zeichnungen, Installationen, Objekten und Videos, die viel mit diesen Emotionen aber und besonders auch mit dem Bewusstsein für Natur und Landschaft zu tun haben. Neudecker reagiert auf die politischen, kulturellen und persönlichen Realitäten ihrer Zeit. Ihr künstlerisches Interesse verbindet sich besonders mit ökologischem Bewusstsein und naturwissenschaftlicher Hellhörigkeit. Sie reist viel und abenteuerlustig, sucht neugierig und kritisch und findet im Globalen wie in ihrem familiären Umfeld Anregungen für Ihre Kunst. Neudecker stellt ständig Verbindungen her. Ihre Glassphären, die Landschaftsinstallationen sind, lassen ebenso die Assoziation von Weltenkugeln und Augäpfeln zu, wie auch von Schütteldosen oder Kristallkugeln von Wahrsagern, das ganze Spektrum zwischen Wissenschaftlichkeit und Magie. Ihre Glascontainer, seien sie nun sphärisch oder rechteckig, öffnen sich unserem Blick, sind gleichsam Fenster in eine andere Welt. Und während wir diese betrachten, sehen wir auch die Spiegelungen auf den Glasflächen, die unsere Welt reflektieren. Wir geraten in ein verwirrendes und faszinierendes visuelles Spiel. Mariele Neudecker kennt sich aus mit diesen Zwischenwelten. Und setzt sich mit Problemen ihrer Generation auseinander.
Mit aller Deutlichkeit appelliert die 1965 in Düsseldorf geborene und seit 1987 in Großbritannien lebende Künstlerin, an unseren Respekt und unsere Verantwortung für die Natur. Beides bindet sie zurück an unsere emotionalen Erinnerungen: Damit wir das Staunen und Wundern nicht verlieren über die Erfahrung des atemberaubenden Panoramas der Berge; damit wir weiter den Wunsch hegen, diese uns einzuverleiben, wenigstens für eine Weile.
Unsere Ausstellung verbindet die wunderbaren Werke von Mariele Neudecker mit zwei subtilen Arbeiten von Klassikern. 1936 entstand die Arbeit von Otto Dix, „In den Löwensteiner Bergen“, 1939 Paul Klees „Gebirgsgärtlein“.
Was wir hier sehen, ist Landschaft und der Blick auf Landschaft und Natur im Kontext einer anderen politischen, kulturhistorischen und, in beiden Fällen auch, persönlichen Situation.
Dieser Vergleich sensibilisiert unsere Wahrnehmung und verrät: Wie unterschiedlich diese Auf- und Einsichten auch sein mögen, sie bedeuten klipp und klar, dass Landschaft und Natur ihre Unschuld verloren haben.