FRANK WIEBE

Frank Wiebe

*1959 Bielfeld – lebt und arbeitet in Hamburg

Frank Wiebe wächst als Unternehmersohn in einem kunstfreundlichen Ambiente auf. Von 1982-1988 studiert er Malerei an der Universität der Künste Berlin und beendet sein Studium als Meisterschüler. In seiner Kunst befasst sich der Künstler auf abstrakte Art und Weise mit geologischen und geopolitischen Themen. In seinen Serien geht es um die Erkundung der Welt und um das Reisen. Dabei spricht er auch das Thema der Flüchtigkeit und Koexistenz an.

DYNAMIC DISSOLUTIONS

Destabilisierung als ästhetisches Prinzip:
Frank Wiebes Landschaften in Auflösung

Auflösungsprozesse versetzen die abstrakt-expressiven Landschaftsformationen des Hamburger Malers Frank Wiebe durchweg in Unruhe. Permanente Destabilisierung ist das Gestalt gebende Prinzip des Künstlers mit Ziel einer erweiterten Darstellung und Wahrnehmung der Welt, in der wir leben: „Meine Bilder sind immer in Bewegung. Sie entstehen und vergehen gleichzeitig.“ Aus dieser paradoxen Dynamik erwachsen gegenstandslose Naturterrains und Landschaftsräume, in denen strahlende Farbflächen ganze Kontinente suggerieren, während feine Gittergeflechte topografische Koordinatensysteme und hinter die Haut der Erscheinungen reichende Tiefenstrukturen wachrufen. Makro- und Mikrokosmen überschneiden sich in Wiebes Werken, die perspektivisch zwischen distanzierter Fernsicht und malerischer Nahaufnahme der Sujets pendeln.

Ein durchgängiges Thema des Malers sind die geologischen und geopolitischen Konditionen und Veränderungen, die heute auf unsere Erde und Umwelt einwirken und sie zunehmend gefährden. Dabei greift er auf einen weitgefassten visuellen Fundus zurück, der kunst- und kulturgeschichtliche Vorbilder miteinschließt. In seinen semifigürlichen Abstraktionen, deren Auslegung von ihm bewusst offen gehalten wird, schöpft er aus historischen Zeichnungen und fotografischen Dokumenten (teils auch selbst aufgenommenen Fotografien) ebenso wie aus Quellen aus dem Internet. In seinen Serien Shifted Mountains (seit 2014), Outpost Mappings (seit 2018) und seiner jüngsten Werkgruppe Dynamic Dissolutions (2021/2022) nimmt er die Betrachter:innen mit auf eine spannungsvolle Reise von freischwebenden Bergen-in-Bewegung über inselartige „Außenposten“ der Zivilisation bis hin zu zerfliegenden Landschaften, die sich aus ihrer Verankerung zu lösen scheinen. In seiner Malerei deutet Wiebe darauf, dass das natürliche Gleichgewicht unseres Globus durch unser rücksichtsloses Fortschrittstreben Gefahr läuft, endgültig aus dem Lot zu geraten. Gleichzeitig führt er die Schönheit vor Augen, die uns dadurch auf Dauer potenziell verlorengeht.

Text von Belinda Grace Gardner

Ausgewählte Arbeiten

Reinhard Pods, Ohne Titel (will), 1981, Oil on canvas, 200 x 220.3 cm

Frank Wiebe
Outpost Mappings #051

2019
Öl auf Leinwand
150 x 120 cm

Reinhard Pods, Ohne Titel (will), 1981, Oil on canvas, 200 x 220.3 cm

Frank Wiebe
Outpost Mappings #019

2019
Öl auf Leinwand
135 x 125 cm

Ausstellungen

27. Februar – 30. März 2020

Frank Wiebe

Outpost Mappings

Die Werkauswahl von Frank Wiebes neuer Serie „Outpost Mappings“ zeigt Bilder, die sich inhaltlich zwischen „Historienbild“, „Landschaftsbild“ und abstrakter Komposition bewegen und die ihre Thematik aus geologischen und geopolitischen Gegebenheiten von unterschiedlichen Welten beziehen. Wiebes Bilder sind, bei aller ästhetischen Eingängigkeit, auch politische Bilder.

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