22. März – 25. Mai 2018

Norbert Schwontkowski

Das täglich Wunderbare

Gemälde aus seinem letzten Lebensjahrzehnt

Zehn Jahre nach seiner letzten Ausstellung bei Galerie Haas bekommt Norbert Schwontkowski, der bereits 2013 viel zu früh verstarb, erneut eine Ausstellung in Zürich eingerichtet. Verschiedene Aspekte seines Werkes, welche uns sein Gefühl für und seine Neugierde auf das täglich Wunderbare wieder in Erinnerung rufen, sind dabei Leitmotiv. Denn es ist und bleibt seine Eigenheit, aus dem Alltäglichen das Unkonventionelle und Besondere herauszufiltern und auf eine Weise zu formulieren, welche oft das Absurde oder Surreale streift.

Schwontkowskis Bildideen entstehen in Skizzenblöcken, wovon es zahlreiche gibt. Darin findet der Künstler visuelle Formeln, ja eine persönliche Emblematik für die großen Themen menschlicher Existenz: Aufbruch und Reise, Liebe und Tod, Ängste und Träume, das Wahrnehmen und das Wahrhaben-Wollen. Daraus resultieren auch seine schier unerschöpflichen Bilderfindungen, die sich weder klassischer Formen noch Motive bedienen. Schwontkowski fabuliert mit Farbe und setzt diese zugleich als Licht und Schatten ein. Seine Bildgründe baut er aus Dunkel- oder Pastelltönen auf. Seine Gegenstände stellt er korrespondierend hinzu oder setzt sie davon ab.

Einem bloss rationalen Verstehen-Wollen bleibt das Werk des Künstlers  meist verschlossen. Dem Auge, also dem Sehsinn und dessen Neugier, hinter die Dinge blicken zu wollen, gilt dagegen Schwontkowskis grosses Interesse. Es ist ein Akt des intelligenten Sehens und emotionalen Verstehens, den der Maler mit jedem Werk erneut in Gang bringt. Schwontkowski weiß, was ein Maler kann. Er hat die Malerei wortwörtlich „Am Bein“, wie im Bild von 2010 dargestellt. Und er weiss, dass Malerei weit mehr kann, als nur eine Wahrheit aufweisen. Über all diesen inhaltlichen Eigenarten sollte man dennoch nicht übersehen, dass Schwontkowski ein prozessualer Maler ist und bleibt. Er überzeugt nicht nur als einfallsreicher und humorvoller Geschichtenerzähler, sondern auch als guter Handwerker.

Ein erster Bildentwurf kann sich beim Malen und Übermalen und nochmaligen Übermalen soweit verändern, dass aus einem Nachtbild ein gleißendes Sonnenbild entsteht. Und natürlich umgekehrt. Seine meiste Zeit und Arbeit investiert der Künstler wohl in die Bildhintergründe, sein eigentliches Experimentierfeld. Malen ist für ihn ein sinnlicher und stets körperlicher Prozess, aus dem Stimmungsfelder wachsen und leuchten, funkeln und entschwinden und uns wunderbare Dinge und Geschichten erzählen. Und dies alles mit viel Humor und Geist. Es ist Schwontkowski Eigenheit, uns die Bilder mit Hilfe der Motive nur ein wenig aufzuschliessen, gerade so viel, dass er uns dann – in seiner norddeutsch frechen Unbekümmertheit – weiter in sie  hineinstolpern lässt, um darin das Schöne im Hässlichen und das Wunderbare im Alltäglichen zu finden. Oder umgekehrt.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog in deutscher und englischer Sprache.

Galerie

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